Streicher

Perspektiven

Nachhaltigkeit in der Industrie – Ist das überhaupt möglich?

Wir haben in dieser Woche schon viel über die Nachhaltigkeit in Unternehmen gehört – hier erfahrt ihr jetzt, wie es in der Praxis tatsächlich aussieht und zwar bei der STREICHER Gruppe in Deggendorf. Angefangen von der Stromerzeugung bis hin zur Sensibilisierung von Mitarbeitern bekommt ihr hier spannende Einblicke in die Industrie.

Mein Interviewpartner für dieses interessante Gespräch war Fabian Kollmaier von der Firma MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA. Die STREICHER Gruppe ist ein internationales Unternehmen aus Deggendorf und in den Bereichen Rohrleitungs- und Anlagenbau, Maschinenbau, Elektrotechnik, Tief- und Ingenieurbau sowie Roh- und Baustoffe tätig. Fabian ist bereits seit 2011 bei STREICHER und ist mittlerweile, nach einer Ausbildung zum Technischen Produktdesigner und einem Studium zum Wirtschaftsingenieur, als Qualitätsingenieur in der Abteilung für Sicherheit, Gesundheit, Umwelt und Qualitätsmanagement (SGU-Q) tätig. Er ist dort unter anderem für das Prozessmanagementwesen, Energie- und Umweltmanagement und interne Audits innerhalb der ganzen Unternehmensgruppe zuständig.

Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit bei einem internationalen Unternehmen, das in der Bau- und Maschinenbaubranche tätig ist?

Nachhaltigkeit hat bei der Firma STREICHER einen sehr hohen Stellenwert. Aufgrund unserer sehr energieintensiven Prozesse in all unseren Geschäftsbereichen, z.B. im Pipelinebau oder Maschinenbau, sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, der Umwelt und auch zukünftigen Generationen durchaus bewusst. Wir sind auch deshalb seit ca. 25 Jahren Mitglied beim Umwelt- und Klimapakt Bayern. Eine besondere Rolle spielt zudem die Nähe unseres Hauptstandortes hier in Deggendorf zum Nationalpark Bayerischer Wald. Gerade deswegen ist es uns wichtig, unsere Region und unsere Umwelt so gut wie möglich zu schützen und zu erhalten – das Ganze natürlich auch weltweit.

Wie wird bei STREICHER Energie gewonnen?

Ein großer Punkt ist hier, dass wir sowohl deutschlandweit als auch international auf Neu- sowie Altbauten Photovoltaik Anlagen auf den Dächern installiert haben. Viele Altbestände werden momentan noch geprüft und bewertet, inwieweit man hier noch nachlegen und die Photovoltaik noch ausbauen kann. Daneben besitzt STREICHER insgesamt drei Wasserkraftwerke, wobei aktuell noch geprüft wird, ob wir nicht noch eines hinzufügen können. Außerdem gibt es an verschiedenen Standorten noch Blockheizkraftwerke, wo wir versuchen, unseren eigenen Strom selbst herzustellen, um so unseren unternehmensinternen Energieverbrauch mehr und mehr durch erneuerbare Energien decken zu können. Mittlerweile kompensieren wir ca. 21 % unseres elektrischen Energiebedarfs durch erneuerbare Energien.

Wie wird bei STREICHER geheizt?

Grundsätzlich heizen wir bei STREICHER noch viel über klassische Heizungsarten, wie zum Beispiel Gas oder Strom. Mittlerweile gibt es aber bei vielen Neubauten innovativere Lösungen, beispielweise die Betonkernaktivierung, wo Gebäude mithilfe von Warm- und Kaltwasser energieeffizienter geheizt bzw. gekühlt werden können, oder Wärmepumpen. Gas ist aber nach wie vor unser größter Energieträger beim Thema Heizen. Viele Altbauten müssen deswegen noch saniert werden und für andere Energieträger ausgelegt werden. Dies möchten wir Stück für Stück erledigen, um so energieeffizienter und nachhaltiger heizen zu können.

Da die Tätigkeitsfelder des Unternehmens sehr energie- und rohstofflastig sind – was tut STREICHER, um seinen ökologischen Fußabdruck zu mindern und den CO2 Ausstoß auszugleichen?

Unser grundsätzliches Ziel bei STREICHER ist es, unsere Energie so effizient wie möglich einzusetzen, um so unseren CO2-Ausstoß vorweg so gut es geht zu reduzieren. Neben der Optimierung bereits vorhandener Maschinen spielen unsere Eigenentwicklungen und Innovationen eine große Rolle. Beispielsweise haben wir im letzten Jahr eine elektrische Schweißraupe entwickelt, wo wir auch in Umweltschutzgebieten agieren können, was mit kraftstoffbetriebenen Maschinen nicht möglich wäre. Im Bereich Pipelinebau, wo oftmals große Erdbewegungen nötig sind, ist es unser Ziel, die Natur so weit wie möglich wieder in ihren Ursprungszustand zurückzubringen.

Gibt es Initiativen im Unternehmen, um die Mitarbeiter für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren (Stichwort: Unternehmenskultur)?

Nachhaltigkeit ist Teil der Unternehmenskultur von STREICHER, jedoch muss dies oft über Jahrzehnte hinweg reifen. In Schulungen, Unterweisungen und Infoveranstaltungen, bekommen alle, vom Azubi bis zum langjährigen Mitarbeiter, Wissen zum Thema Nachhaltigkeit vermittelt. Der Erfolg zeigt sich durch verschiedene Zertifikate sowie Auszeichnungen zu den Themen Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit. Des Weiteren gibt es innerhalb der STREICHER Gruppe ein Energieteam, welches mit Schlüsselpersonal aus verschiedenen Abteilungen besetzt ist und welches sich explizit mit Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auseinandersetzt und wie man unsere Mitarbeiter da noch weiter dafür sensibilisieren kann.

Was gibt es für Maßnahmen bei STREICHER, um Strom und Energie zu sparen?

Hier gibt es bei uns zwei große Bereiche, wo wir Energiesparmaßnahmen umsetzen. Zum einen die Prozessoptimierung und zum anderen die Umrüstung bzw. die Neuentwicklung von Maschinen. Dies reicht von der Umstellung auf LED-Lampen an allen Standorten bis hin zur Eigenentwicklung von neuen Maschinen, wie zum Beispiel unserer vollelektrischen Schweißraupe. Durch letzteres wollen wir uns unabhängiger von Anbietern auf dem Markt machen, um so flexibler auf Marktanforderungen reagieren zu können. Dies ist auf alle Fälle eine Richtung, die wir verstärkt einschlagen möchten.

Was wird an anderen, internationalen Standorten für die Nachhaltigkeit getan?

Unser Umweltmanagementsystem ISO 50001 erstreckt sich auf die ganze STREICHER Gruppe. Das heißt, internationale Standorte wie beispielweise in Italien oder in Tschechien haben die gleichen Standards zu erfüllen wie in Deutschland. Unser italienischer Standort in Parma verfügt über eines der modernsten Gebäude der ganzen Gruppe, ist komplett mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet und ist somit aus energetischer Sicht eines der effizientesten Gebäude. An anderen Standorten gibt es oft noch Altbauten, welche wir aber nach und nach renovieren und sanieren, um sie so nachhaltiger und effizienter zu machen.

Wo gibt es noch Verbesserungspotential?

Verbesserungspotential gibt es grundsätzlich natürlich immer. Vor allem weil sich der Stand der Technik stets ändert auch im Hinblick auf Industrie 4.0. Auf technischer Seite sind wir insbesondere mit unseren Eigenentwicklungen auf einem guten Weg. Der wichtigste Punkt für uns sind jedoch unsere Mitarbeiter. Wir müssen jedes Jahr unsere Angestellten weiter motivieren und sensibilisieren. Wir finden, dass sich in diesem Punkt mittlerweile viel geändert hat, und die Leute von sich auch bereit sind, mehr auf Nachhaltigkeit, Strom sparen und ähnliches zu achten und gewisse Dinge umzusetzen.

Ich fand es sehr spannend zu sehen, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit in der Praxis hat. Vor allem wie Konzepte international umgesetzt werden können, hat finde ich eine große Bedeutung. Der Klimawandel kennt schließlich keine Grenzen. Ich möchte mich natürlich bei Fabian und der Firma STREICHER für diese tolle Gelegenheit bedanken!